Unterwegs

Italien 2023 – Palermo

Um es gleich vorweg zu nehmen, Palermo hat es nicht geschafft, zu einer unserer Lieblingsstädte zu werden. Aber das ist ganz sicher ein subjektiver Eindruck, der ja vielleicht bei einem zukünftigen Besuch noch geändert werden könnte.

Wir hatten zuvor die dreistündige No-Mafia-Tour gebucht, die definitiv ausgesprochen interessant und zu empfehlen ist. Allerdings frage ich mich, ob eine allgemeinere Tour für einen positiven, umfassenderen Eindruck beim ersten Besuch sinnvoller gewesen wäre. Wir haben also Palermo bezüglich ihrer Mafia-Geschichte und wie diese letztendlich mehr oder weniger überwunden wurde, kennen gelernt.

Definitiv gehört die Mafia zur Geschichte von Palermo. Sehr beeindruckend fand ich unter anderem, wie viele Menschen sich mit wahnsinniger Leidenschaft und Ausdauer für die Bekämpfung der Mafia in Palermo eingesetzt haben, ohne sich von den Konsequenzen abschrecken zu lassen.

Zudem war Palermo von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gewalttätigsten Städten Europas – während des Zweiten großen Mafiakriegs zwischen 1981 und 1983 ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht. Erst unter dem „Antimafia“-Bürgermeister Leoluca Orlando (Amtszeit 1985–Juni 2022) blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte er den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank, und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den 15 ersten Städten Italiens, sondern gilt als die sicherste Stadt Italiens.

Orlando veranlasste auch, durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen die verfallenen Gebäude der Altstadt wieder instand zu setzen. So wurde z. B. dank seiner Bemühungen 1997 das Teatro Massimo, eines der größten Opernhäuser Europas, wiedereröffnet und seither mit Opernaufführungen sowie Konzerten kontinuierlich bespielt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Palermo

Die bunte Mauer zeigt z.B. Menschen, die sich um den Kampf gegen die Mafia verdient gemacht haben und mit dem Leben dafür bezahlt haben. Eine Ausnahme ist der Schriftsteller Andrea Camilleri, der noch lebt, und am Beginn der Mauer zu sehen ist. Das war für mich deshalb sehr interessant, da ich bei Vorbereitung auf unsere Sizilien-Reise auf die Romane um den Commissario Montalbano von Andrea Camilleri gestoßen bin und sie sehr mag.